Evaluationen, Monitoring und Formen der Qualitatssicherung spielen heute eine zentrale Rolle im Wissenschaftssystem. Der Kolner Wissenschaftsrat verlieh dem Instrument der Forschungsbewertung nachhaltige Durchschlagskraft, indem er die Evaluation mit der deutsch-deutschen Vereinigung 1990 besonders stark machte. Die Vereinigung ging auf wissenschaftlicher Ebene mit einer umfassenden Bestandsaufnahme ostdeutscher Forschungseinrichtungen einher, was zu Institutsschliessungen, Abwicklungen sowie Neu- und Umgrundungen fuhrte. Dieser Prozess wird in den Fachdisziplinen bis heute ambivalent diskutiert. Marie-Christin Schonstadt zeigt mit ihrer Studie wissenschaftsgeschichtlich auf, dass die Transformation des ostdeutschen Wissenschaftssystems eigentlich dem Westen galt. Der Wissenschaftsrat richtete sein Handeln konsequent an westdeutschen Problemlagen aus, ohne ostdeutsche Spezifika zu berucksichtigen. Gleichzeitig setzte die Evaluation der fruheren DDR-Akademieinstitute Impulse fur die vereinte Wissenschaftslandschaft und wirkte als Katalysator einer doppelten Ko-Transformation, an deren Ende die Systemevaluation in den beginnenden 2000er Jahren stand.